Samstag, 15. Oktober 2011

Zwölf Billionen Geschichten

Von Gabriele Schneider
Zwölf Billionen Geschichten
Harald Schneider bei seiner Lesung in Kirchardt
 
Kirchardt - Die Kinder in ganz Baden-Württemberg wissen es längst: Der Fredericktag ist mit einer Dauer von zwei Wochen der längste Tag im Jahreslauf. In Kirchardt war die landesweite Veranstaltung zur Leseförderung bislang einzig den Drittklässlern vorbehalten. Gemeindebücherei und Birkenbachschule luden jedes Jahr einen Autor ein, der den Kleinen im Foyer der Festhalle aus eigenen Werken vorlas.

Dank Unterstützung durch eines Sponsoren konnten diesmal zunächst die fünf dritten und vierten Klassen und in einer zweiten Lesung die Fünft- und Sechstklässler einem Kinderkrimi von Harald Schneider aus Schifferstadt lauschen und selbst beim Lösen des Falles helfen. Gespannt saßen die Kinder anfangs auf ihren Stühlen und warteten, dass die Lesung beginnen würde. "Das ist jetzt blöd", sagte der Schriftsteller, "denn meine Bücher taugen nicht zum Vorlesen."

Riesige Zahl
Ob sie zu schlecht geschrieben seien oder vielleicht sogar sinnlos seien, wollten die Kinder wissen. Vielleicht enthielten sie ja auch ausschließlich Bilder, mutmaßten einige. Nichts von alledem: Das Vorlesen sei nur deshalb schwierig, weil die Leser in den drei Büchern seiner "Meisterschnüffler"-Reihe selbst ermittelten, nach jedem Abschnitt müssten sie sich für einen der Vorschläge entscheiden. "So entsteht bei jedem Lesen eine neue Geschichte", erklärte Schneider den Kindern, "Zwölf Billionen Varianten sind pro Buch möglich." Eine so große Zahl, dass sich keines von den Kindern sie sich wirklich vorstellen konnte.

Schnüffelnase
Dann ging das spannende Abenteuer los. Nachdem die Hauptpersonen des Buchs, zu dem auch der jeweilige Leser als Schnüffelnase gehört, der vom Zugfenster aus eine Entführung beobachtet hat, mussten sie sich entscheiden: "Wollt ihr lieber den Schaffner informieren oder selbst recherchieren?"
Keine Frage, dass die Jungen und Mädchen selbst ermitteln wollten. Viele Entscheidungen mussten sie treffen − auch darüber, ob sie bei einer alten Burg lieber nach einem offenen Hintereingang suchen oder die Vordertür mit einem Dietrich öffnen wollten. Die Schüler machten so toll mit, dass Autor Harald Schneider ihnen als Belohnung noch einen lustigen Schülerstreich aus seiner Buchreihe "Die wilden vier" vorlas.
Außerdem schenkte er jedem Kirchardter Kind eine bislang unveröffentlichte Ratekrimi-Geschichte. Die spielt in einem geheimen Gang unter der Birkenbachschule. Den Kindern machte die Ermittlungsarbeit großen Spaß. "Ich lese auch sehr, sehr gerne solche Geschichten", verriet Sechstklässler Jason nach der Veranstaltung.
08.10.2011